25 Jahre nach seiner Uraufführung wird der «Konstanzer Totentanz» des Dichters und Malers Bruno Epple erneut auf dem Münsterplatz gespielt. Ein buntes Kaleidoskop, in dem die Bürger der Stadt die Hauptrollen spielen.
«Das Thema hatte ich mir schon in früheren Jahren notiert, und ich hatte anfangs erwogen, ein Hörspiel daraus zu machen. Als mich der Intendant des Stadttheaters gefragt hatte, ob ich nicht Lust habe, für sein Haus etwas im Dialekt zu schreiben, fiel mir das Thema sogleich ein. Aber wie es umsetzen, wie realisieren? Das ist mir nun klar vor Augen.» Bruno Epple, vielen mehr als virtuoser Maler naiver Bilder bekannt denn als Autor, hat diese Zeilen 1980 notiert, und die Uraufführung seines Mundartstückes «Ein Konstanzer Totentanz» fand 1982 statt. Jetzt kommt das Stück ein zweites Mal in Konstanz auf die Bühne, als Freilichtaufführung zwischen Münster und den altehrwürdigen Mauern des Theaters. Regie führt Frank Lettenewitsch, der lange schon dem Haus als Schauspieler treu ist. Und in der ersten Reihe Bruno Epple, der beim Schlussapplaus mit gewürdigt wird.
Ein Stück mit Saft und Kraft
Der Totentanz stammt aus der mittelalterlichen Tradition, der Tod tritt hier als Spielmann auf, der alle ohne Unterschied eines Tages zum Reigen fordert. Auch Bruno Epples Stück nimmt den Tod zum Anlass eines Reigens, allerdings sind seine Protagonisten durchaus lebendige Konstanzer Bürger – die auf der Bühne, dem rauen Pflaster des Platzes, nun Epples Spielanweisungen folgen. Flaschnermeister Egon Duttle, der sich in der Folge eines feuchtfröhlichen Feuerwehrfestes bei einem Sturz von der Treppe das Genick bricht, hinterlässt Frau und Tochter – und seine Nachbarn und Kollegen, die den so unerwartet Dahingeschiedenen zwischen Tod und Beerdigung noch einmal mit Klatsch und Tratsch auferstehen lassen.
Der Friseursalon erweist sich dabei als unübertroffene Nachrichtenbörse, und auch die Feuerwehrkameraden wissen um manche Löschaktion, die mehr eine innerliche Trockenheit zu überwinden half. Ganz verhehlen lässt sich der Alkoholkonsum Duttles also nicht, aber es gibt auch liebevolle Erinnerungen, die den Chef, Ehemann und Vater betreffen.
Ein Stück mit Saft und Kraft, das im Volk angesiedelt ist und ohne Mundart kaum realisiert worden wäre. Nicht nur durch die Kostüme von Beate Fassnacht (der Name ist echt und verbürgt) wird das Geschehen ein wenig an die Konstanzer Strassenfasnacht angekoppelt, auch der Auftritt des langjährigen Fasnachts-Aktiven Norbert Heizmann ist ein Signal für die volkstümlichen Ansätze dieses Spiels, das die Stadt und ihre Bewohner zu Theaterleuten macht, die mehr als Laiendarsteller sind. Vier Musikanten der Konstanzer Gassefegger intonieren so etwas wie eine Konstanzer Variante des New-Orleans-Dixieland, der bei Beerdigungszügen gespielt wurde, und mit Bernd Konrad wurde ein leibhaftiger Jazzprofessor dafür gewonnen, mit seinem Saxofon durch die Szenen zu streifen und den Spielmann abzugeben, der zum letzten Tanz bittet.
Das ganze bunte Leben
Frank Lettenewitsch hat aus dem Vollen geschöpft, er lässt Motorräder über den Platz rattern, Nachbarn aus den Fenstern wettern, Feuerwehr und Polizei auffahren. Und auch einen Leichenwagen, dem der Zug der Trauernden jedoch nur so lange folgt, bis es im Toilettenhäuschen nebenan brennt und die Feuerwehr mal wieder ausrücken muss. Und so ist es dann wohl doch das bunte Leben, das einstweilen über den Tod gesiegt hat. Und das geht auch ganz in Ordnung so, immerhin ist der Duttle nun gut aufgehoben. Meint der Herr Pfarrer, und der kann sich der göttlichen Offenbarung schliesslich sicher sein. Weitere Vorstellungen
12. Juli bis 5. August. Auskunft Theater Konstanz. Quelle: Thurgauerzeitung
10. Juli 2007
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