16. Juli 2007

Reichenau: TV-Krimi lässt Streit um Kormoran eskalieren

Regisseur Jürgen Bretzinger und TV-Kommissarin Eva Mattes bei den Tatort-Dreharbeiten bei der Reichenau. Bild: van Bebber (Südkurier)





Das Schilf bei der Reichenau in Flammen; ein Fischer ruft einem Kormoran-Schützer zu: "Ihr gehört hier genauso wenig hin wie die Vögel"; ein Naturschützer, der ihm dafür die Nase blutig schlägt: Der Südwestrundfunk inszenierte am Samstag auf einer Gewerbebrachfläche auf dem Reichenauer Festland einen heißen "Kormorankrieg" für den Tatort.


Die beiden Autoren des Drehbuches, darunter der auf der Höri aufgewachsene Mathias Dinter, greifen für die neue Folge des Bodensee-Krimis ein auch in der Wirklichkeit brisantes Thema auf: Berufsfischer fürchten Kormorane als Konkurrenz, während Naturschützer Abschuss und Verscheuchen der Vögel ablehnen. Die Tatort-Dreharbeiten werden noch laufen, da wird das Regierungspräsidium Freiburg diesen Monat erneut über eine Abschusserlaubnis auch am Untersee entscheiden.


Berufsfischer Norbert Knöpfler aus Langenargen, Sprecher der württembergischen Kollegen am Bodensee, sagt: "Die fressen einen Haufen Fische weg." Zudem machten die Vögel die Netze kaputt, wenn sie Fische aus ihnen rissen. Die Zahl der Kormorane steige. "Das Thema ist nicht kleiner geworden", betont er. Anders sieht das der Landesreferent für Artenschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Martin Klatt. Nicht der Kormoran, sondern nährstoffarmes Wasser sei Schuld an weniger Fischen im See. Der Bestand der Kormorane werde sich natürlich regulieren. Besonders wehrt sich Klatt dagegen, Tiere in der Brutzeit zu jagen, um die Nester am Untersee von 100 auf 30 zu reduzieren.


Eben solch ein Szenario haben die Tatort-Macher für ihren Film gewählt: Fischer zünden Schilf an, um die Brut der Vögel zu vernichten. Nach dem Streit mit ihnen wird der Naturschützer ermordet aufgefunden. Tatort-Kommissarin Klara Blum (gespielt von Eva Mattes) ermittelt. Regisseur Jürgen Bretzinger setzt den Fall noch bis 25. Juli in Szene, gesendet wird er 2008. Bretzinger ist für die Grünen Stadtrat in Ravensburg, doch versichert: Die Fischer würden am Ende nicht als Verlierer dastehen. Er habe Verständnis für beide Seiten und esse gerne Fisch.


Autor Mathias Dinter verspricht ebenfalls überraschende Wendungen. Der Fall liege schließlich ganz anders. Der 38-Jährige lebt heute in Köln, besucht aber oft seine Eltern in der Region. Er habe bewusst ein Thema gewählt, das etwas über die Bodenseegegend erzähle, berichtet er. Für das Filmteam sind manche seiner Ideen harte Arbeit, etwa der Großbrand im Schilf. Vor Monaten nahm der SWR Kontakt zu Naturschützern auf, um einen verträglichen Platz zu finden. Die Entscheidung fiel auf die Brachfläche zwischen Bahnlinie und B33 auf dem Reichenauer Festland am Rande des Schilfgebietes. Das Brachland wurde Wochen nicht gemäht. Echtes Feuer gab es aber nicht. Die Feuerwehr rückte nur als Kulisse an. Die Flammen werden am Computer einkopiert.

Romanshorn: Von Sperrung konnte keine Rede sein

«Danke, dass Sie das nächste Mal zu Fuss kommen»: Mit Handzetteln kämpfen die Grünen gegen den Verkehr. Bild: Alois Degenhardt



Grünes Forum agiert gegen den Verkehr im Romanshorner Seepark-Areal
Mit dem Verteilen von Handzetteln an Autofahrer versuchte das grüne Forum an diesem Wochenende ein Zeichen gegen den Verkehr im Hafenareal zu setzen. Die Besucher reagierten teils genervt, verwirrt oder verständnisvoll.

Alois Degenhardt (Thurgauer Tagblatt)
Von der angekündigten Sperrung hatte das grüne Forum Abstand genommen. Dafür versuchte man es mit Information: Urs Oberholzer, Bezirkspräsident der Grünen und Verfechter eines autofreien Hafenareals, verteilte beim «Panem» mit Helfern Handzettel: «Danke, dass Sie beim nächsten Mal zu Fuss, mit dem Velo oder mit den Inline-Skates in den Seepark kommen.» Die Wirkung war unterschiedlich. Bekanntlich ist das Hafenareal immer noch ein beliebter Treffpunkt Junger und Junggebliebener, die hier vor einem staunenden Publikum ihre liebevoll gehegten Fahrzeuge vorführen.

Acht Mal durchgefahren
Dieser Teil der Automobilisten fühlte sich von den Grünen, die mit Velos, Surfbrettern, Kinderwagen und sogar einem Staubsauger den Fussgängerübergang bevölkerten, schlicht genervt. Wütend wurden die Handzettel aus dem Fenster geworfen.

Einige passierten die Ein- und Ausfahrt in das Hafenareal während einer Stunde bis zu acht Mal. Ortsunkundige Besucher auf der Suche nach einem Parkplatz reagierten verwirrt bis verständnisvoll. Einige beherzigten den Rat der Protestler und machten sich auf die Suche nach einem anderen Parkplatz – oder auf den Heimweg. Die Grünen stochern da beharrlich in einem Wespennest. «Das ist nicht erst seit heute unser klares politisches Anliegen, den Verkehr mittelfristig aus dem Seepark-Areal zu verbannen», sagt Urs Oberholzer deutlich.

Einrichten einer Schranke
Auf seine Intervention hin habe der Gemeinderat versprochen, beim «Panem» die Einrichtung einer Schranke zu prüfen und eventuell auf den Sommer 2008 zu installieren. «Das ist absolut ungenügend», reagiert Oberholzer. «Wenn der Gemeinderat wirklich will, könnte man mindestens für einen Versuch den Verkehr in diesem Sommer sperren.» Niemand will so recht Stellung nehmen, in der Angst, Betroffene zu verärgern. «Dabei bringt uns der Grossteil der motorisierten Besucher ausser Emissionen rein gar nichts», schimpft ein Gast im «Panem», verschweigt aber seinen Namen. Nicht anders reagieren Geschäftsleute, Segler und Anlieger – wollen aber ebenfalls nicht öffentlich Stellung nehmen.

Kreuzlingen: Der Traum von Olympia

In Siegerlaune: Ruderinnen und Ruderer des RC Kreuzlingen feierten Erfolge in Luzern. Bild: Christian Lohr




19-jähriges Rudertalent will 2012 nach London - Ruderclub Kreuzlingen holt drei Titel auf dem Rotsee bei Luzern
Der lange Weg soll zu den Olympischen Spielen 2012 nach London führen. Vorerst herrscht beim Rudernachwuchs aus der Grenzstadt Freude über drei nationale Meistertitel.

Christian Lohr (Thurgauer Tagblatt)
Die schweizerischen Titelkämpfe, die traditionell auf dem luzernischen Rotsee stattfinden, geben jeweils eine wichtige Standortbestimmung für das aktuelle Leistungsvermögen. Für Peter Keller, langjähriger Trainer beim Ruderclub Kreuzlingen, fällt die Bilanz 2007 sehr positiv aus: «Mit den erreichten Resultaten dürfen wir zufrieden sein. Da sind hoffnungsvolle Talente für uns auf dem Wasser gewesen, die von einer erfolgversprechenden Zukunft träumen dürfen.»

Im Doppelvierer
Konkret spricht er dabei von Emanuel Hoppenstedt. Der 19-Jährige fuhr im Mekka des Schweizer Rudersports in der Elite-Kategorie im Doppelvierer mit Kollegen von Luzern, Wädenswil und Lausanne in der Besetzung des Nationalkaders nicht unerwartet den Sieg heraus. Für den PMS-Student aus Tägerwilen ist dies eine der Saisonstationen mit den Weltcupregatten von Amsterdam und Luzern sowie Ende Juli den U23-Weltmeisterschaften im schottischen Glasgow. «Spätestens beim übernächsten Mal 2012 in London will er bei Olympia dabei sein», kennt Keller die ehrgeizigen Ziele des Teamleaders der Truppe aus Kreuzlingen.


Von solchem mag etwas ferner auch Joel Horni träumen. Der junge Mann aus Güttingen konnte sich bei den A-Junioren im Doppelzweier mit seinem Kollegen aus Thalwil ganz vorne klassieren. Das dritte Gold holte als Mitglied einer Renngemeinschaft Nico Stahlberg. Der Jugendliche aus Schönenberg war bei den B-Junioren Schlagmann im Schaffhauser Achter und gewann alleine im Skiff noch Silber. Neben Joel Horni und Nico Stahlberg darf mit Beata Bätscher (A-Juniorin) aus Neuwilen noch eine dritte Nachwuchskraft vom RCK die Schweiz am Coupe de la Jeunesse Anfang August auf dem Lago di Garda vertreten. Ihre Schwester Katrin (B-Juniorin) wurde auf dem Rotsee Zweite im Doppelvierer. Dieselbe Schlussposition gab es für die C-Juniorin Clara Henkel aus Kreuzlingen im Doppelzweier. Weiterer Meisterschaftsteilnehmer war Pascal Horni.

Gross, stark, einsatzwillig
Auf dem Wasser habe man seit März trainiert, so Peter Keller. Die konditionelle Grundlagenarbeit begann bereits nach einer Pause im vergangenen Spätsommer mit den ersten Einheiten im Oktober. Knapp 20 Mädchen und Jungs kommen in den Genuss von regelmässigen Trainings und bei entsprechendem Niveau auch Wettkämpfen.


«Wer vorwärtskommen will, der muss gross, stark und zudem einsatzwillig sein», spricht der Coach klare Worte. Die Trainings- und Renngemeinschaften zwischen Kreuzlingen und Schaffhausen beurteilt man sehr positiv, beinhalteten sie doch zusätzliches Förderungspotenzial.