18. Juli 2007

Radolfzell: Bis die letzte Naht sitzt

Diese Roben sind nichts für alle Tage: Die Abschlussschülerinnen und -schüler des Berufskollegs Mode und Design stehen vor dem großen Finale ihrer Ausbildung - der Modenschau. Bild: Kirsch



Ein Höhepunkt im Radolfzeller Veranstaltungskalender ist die Modenschau des ortsansässigen Berufsschulzentrums im Radolfzeller Milchwerk. An zwei Tagen - kommenden Freitag und Samstag - präsentieren wieder knapp 80 Schülerinnen und ein Schüler aus drei Ausbildungsjahren des Berufskollegs Mode und Design, was sie, ihrer kreativen Inspiration folgend, entworfen und gefertigt haben.

Hier ist alles Handarbeit. Sämtliche von den Schülern entworfenen Modelle werden seit Februar von den Auszubildenden in den hauseigenen Werkstätten selbst gefertigt. Noch laufen die Maschinen auf Hochtouren, bis die letzte Naht sitzt. Da muss maches noch mal aufgetrennt werden, um die Ideen, seien sie thematisch vorgegeben oder als Kür frei entworfen, genau so umzusetzen, dass sie den eigenen Vorstellungen zum Schluss voll und ganz entsprechen. "Die Schüler sind sehr motiviert, engagiert, aber auch sehr selbstkritisch", beschreibt Petra Kiefer, Lehrerin für Realisation, die Arbeit ihrer Schützlinge in den letzten Wochen und Monaten. Und die angehende Modedesignerin Marina Eichwald erklärt in diesem Zusammenhang noch eine alte Schneiderweisheit: "Wer nicht auftrennen kann, kann nicht nähen." Diese Weisheit verrät dabei wohl vor allem eines: wie viel Arbeit hinter der Fertigung eines jeden Modells steckt.

Allein das dritte Ausbildungsjahr wird an den beiden Abenden 104 Modelle in elf Bildern präsentieren - unter so reizvollen Titeln wie "Adel verpflichtet", "Madame Pompadour lädt zum Maskenball" oder "Après le Mariage". Die weiteren zehn Bilder mit entsprechend zahlreichen wie kreativen Modellen teilen sich das zweite und erste Ausbildungsjahr. Ein außergewöhnlicher wie interessanter Materialmix neben den klassischen Modetrends kennzeichnen die Modelle - egal, ob es sich dabei um Wintersportmode, Hochzeits- oder Ballkleider, klassische Mäntel, Jacken oder Hosen handelt.

Genauso wichtig, wie die Kreativität der Schüler und die geschickten Hände in der Ausbildung sind, genauso notwendig wird für die Schüler zum Ende des Jahres ein starkes Selbstbewusstsein. Nämlich genau dann, wenn die angehenden Modedesignerinnen Nadel und Faden gegen hochhackige Pumps eintauschen und ihre Modelle selber vorführen.
Der Weg auf dem Laufsteg kann da mitunter sehr lang werden. Doch was hier das Berufskolleg Mode und Design in jedem Jahr zeigt, kann sich sehen lassen. Aus den Modedesignern, die normalerweise im Hintergrund zu arbeiten gewöhnt sind, werden dann selbstsichere Models, die ihre Mode publikumswirksam präsentieren. Die Choreografien und Bühnenbilder erstellen die Schüler ebenfalls selber mit Unterstützung von Virginia Finnity vom "Infinnity Tanzhaus Bodensee".

Bis Freitag muss alles sitzen. Denn dann wird es ernst, wenn um 20 Uhr der Vorhang aufgeht. Antje Kirsch, Südkurier

Friedrichshafen: Zeppelin fliegt mit "Hut"

Der Zeppelin NT trägt jetzt eine Wissenschaftsplattform des Forschungszentrums Jülich. Die Wissenschaftler wollen mit ihm Messungen der Luft in bis zu 1400 Metern Höhe vornehmen. Bild: Boller



Man trägt wieder Hut - zumindest der Zeppelin NT. Der hat in der Nacht zum Dienstag eine Forschungsplattform aufgesattelt bekommen, die sich auf der Hülle wie eine Art Hütchen macht. Das ist kein Modegag, sondern Wissenschaft. Denn der Zeppelin startet morgen zu einer zehntägigen Reise in Sachen Klimaforschung nach Nordbaden. In dem "Hut" und in der Kabine verbergen sich Messinstrumente, die das Luftschiff zu einem einmaligen Forschungsgerät machen.

Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich wollen mit ihm die Vorgänge in der unteren Atmosphäre, der planetaren Grenzschicht, in 1000 bis 1400 Metern über der Erdoberfläche erforschen.

"Kein anderes Fluggerät bietet uns die Möglichkeiten wie der Zeppelin", sagt Prof. Dr. Andreas Wahner vom Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre am Forschungszentrum Jülich. Denn die Hydroxil-Radikale, die in der unteren Atmosphäre unter anderem Schadstoffe zersetzen, sind so instabil, dass man sie gar nicht messen könnte, wenn man die Schnüffelnasen beispielsweise auf einen Hubschrauber montieren würde, der alles verwirbelt. Der Zeppelin geht behutsamer ran. "Wir erwarten deutlich weniger störende Einflüsse", so Wahner. Für die Mission wurden die Sitze in der Kabine ausgebaut, ein zusätzliches Stromaggregat produziert die Energie für die Computer und Instrumente.

Zehn Tage lang ist der Zeppelin auf dem Flughafen Karlsruhe/Baden stationiert. Er wird Messungen in der eher sauberen Luft über dem Schwarzwald vornehmen, ebenso aber auch über dem Gebiet Mannheim/Ludwigshafen, wo die Luftverschmutzung deutlich größer ist. Nach unbestätigten Angaben soll die Mission, die das Ministerium für Bildung und Forschung großteils finanziert, etwa eine Million Euro kosten.

Zeppelin-Luftschifftechnik-Geschäftsführer Thomas Brandt freut sich über das Vertrauen der Wissenschaftler für diese Mission, die ihm auch persönlich am Herzen liege. Bewährt sich der Zeppelin, könnte er auch für andere Projekte dieser Art eingesetzt werden. Prof. Wahner hat bereits europaweit Kontakte zu anderen interessierten Instituten geknüpft.

Voraussichtlich am Sonntag, 26. Juli, soll der Zeppelin NT wieder in Friedrichshafen eintreffen. Über Nacht werden die Messinstrumente ausgebaut, die Passagiersitze wieder eingebaut. Tags darauf soll er wieder Touristen fliegen - ohne Hut. Wolfgang Boller, Südkurier.

Überlingen: Angler fängt 2-Meter-Wels

Das Prachtexemplar von Wels - 1,92 Meter lang und 42 Kilogramm schwer - und Waldemar Ribant (links) zusammen mit Schwager Nikolai Utkin. Im Andelshofer Weiher in Überlingen ist der Wels an die Angel gegangen. Bild: Robert Ribant


Anglerglück in Vollendung für Waldemar Ribant aus Überlingen. "Petri Dank, kann ich da nur noch sagen", erklärt der 48-Jährige, nachdem er einen kapitalen Wels mit dem Ruderboot an Land gebracht hat. Der Fisch mit seinen 1,92 Metern Länge und einem Gewicht von 42 Kilogramm mutet fast wie ein Monster an. Ein Riesenviech ist es allemal. Die Angel ausgeworfen hat Ribant auf dem Andelshofer Weiher, das 37 Hektar große Fischgewässer des Sport-Anglervereins (SAV) Überlingen.

Der passionierte Angler, gebürtig aus und aufgewachsen in einem nahe der kasachischen Hauptstadt Alma Ata gelegenen Ort, kann es auch einen Tag nach seinem Superfang immer noch nicht fassen, dass ihm ein derart riesengroßer Fisch an die Angel gegangen ist. Sein letzter Auswurf der Angel vom Boot aus auf dem Andelshofer Weiher am Dienstag hat sich also gelohnt. "Eigentlich wollte ich schon Schluss machen", blickt er zurück. Es ist gegen 12 Uhr. "Noch zweimal versuche ich es", habe er sich gedacht. Und dann genau um 12 Uhr ist es soweit gewesen. Waldemar Ribant traut seinen Augen nicht.

Sein Boot wackelt, er wird durchgeschüttelt und das Boot wird gerüttelt. Was er genau an der Angel hat, wird ihm erst später an Land bewusst. Der Wels mit seinen satten 42 Kilogramm treibt das Boot kreuz und quer über den Weiher. Ribant stemmt sich dagegen, eine schweißtreibende Arbeit bei der großen Hitze um die Mittagszeit. Nach einer Stunde hat der Wels den Kampf verloren. Ribant bringt ihn an Land. Fast die gesamte Großfamilie, die vor 17 Jahren mit ihm aus Kasachstan nach Überlingen gekommen ist, hilft ihm. Seinen Sohn hat er per Handy von dem Riesenfang verständigt. Und sicher ist sicher: Ribant informiert auch den Vorsitzenden des Sport-Anglervereins, Ferdinand Krenauer, "denn", sagt Ribant, "sonst glaubt mir nachher keiner, dass ich einen Wels in dieser Größe gefangen habe."

Krenauer kommt ebenfalls nicht aus dem Staunen heraus. "Ein Wels in dieser Größe und überhaupt ein solcher Fang ist sehr, sehr ungewöhnlich", bestätigt der Sport-Anglervereins-Chef. Zwar können Welse durchaus auch mal eine Länge von bis zu drei Metern erreichen und bis zu 150 Kilogramm auf die Waage bringen. Doch das sind Einzelfälle. Die Regel sind 1,30 bis 1,60 Meter. Krenauer: "Schon 1,92 Meter sind sehr selten." Gestaunt wird vor allem auch über die Haltbarkeit der Angelschnur. Sie ist 0,3 Millimeter stark. "Wäre das Boot verankert gewesen oder wäre die Angel von Land aus ausgeworfen worden, dann wäre die Schnur gerissen", ist sich Krenauer sicher. Der Wels wäre wieder in die Tiefe verschwunden.

So aber zieht er das Boot über das Wasser, der Widerstand für die Angelschnur ist wesentlich geringer. Der Fang wird in die Geschichte des Sport-Anglervereins eingehen, denn seit 1977 soll es erst der achte Wels sein, der aus dem Andelshofer Weiher gefischt worden ist. Übrigens: Der Fisch ist bereits zerlegt, aufgeteilt und an die Verwandtschaft verteilt. "Frisch zubereitet schmeckt er am besten", sagt Waldemar Ribants Frau Valäntina. Wilhelm Leberer, Südkurier