7. Januar 2010

Viele Länder in einer Klasse

07.01.10 - Von der Wirtschafts- und Finanzkrise bekommt die Internationale Schule Kreuzlingen Konstanz (ISKK) wenig mit. Obwohl der Schulbesuch viel Geld kostet, entscheiden sich immer mehr Eltern für die Investition in Bildung. Alternative Unterrichtsformen und Englisch ab dem Kindergartenalter entpuppen sich als Erfolgsmodell, wie heute der Südkurier Konstanz berichtet.

Konstanz/Kreuzlingen – Celina und Paula haben nur elf Klassenkameraden. Die beiden sprechen fast fließend Englisch, obwohl sie Deutsche sind. Und ihre Mitschüler kommen aus Frankreich, Polen und Holland. Diese drei Punkte zeigen, dass an ihrer Schule einiges anders läuft als an deutschen Staatsschulen. Celina und Paula besuchen die kombinierte Klasse 2/3 der Internationalen Schule Kreuzlingen Konstanz. Insgesamt hat die Privatschule etwa 80 Kinder.


In der Internationalen Schule Kreuzlingen Konstanz lernen Kinder aus vielen Ländern und mit unterschiedlichem Niveau in einer Klasse. Hier greifen Zweit- und Drittklässler im gemeinsamen Kunstunterricht zum Pinsel. Bild: Schlüter

Die achtjährige Paula und die neunjährige Celina sitzen in einem kleinen Klassenraum in einer Kreuzlinger Villa, die Malschürze vor dem Bauch, und sollen ein Tier aus geometrischen Formen malen. Neben ihnen pinselt Antoine aus Frankreich, der drei Sprachen spricht und während des Unterrichts zwischen Deutsch und Englisch wechselt. Pavel aus Polen und Raphael aus Holland malen genauso bunte Formen aufs Papier wie Gabriel, dessen Eltern Kroaten sind. In der ISKK mischen sich viele Nationalitäten, doch für die Kinder ist das selbstverständlich. Sie übersetzen sich gegenseitig die Arbeitsaufträge und nehmen Rücksicht auf Klassenkameraden, die nur langsames Deutsch oder Englisch verstehen.

In der Internationalen Schule lernen außerdem Kinder gemeinsam, die in Deutschland Hauptschule, Realschule oder Gymnasium besuchen würden. Sitzenbleiben gibt es nicht. Funktioniert das? „Ja“, sagt Schulleiter Stefan Preisig. „Das ist das gleiche, was wir in der Schweiz seit Jahren machen.“ Dort gibt es die integrierte Oberstufe: Schüler aller Schularten haben in den Klassen sieben bis neun gemeinsamen Unterricht.

Paula und Celina sind begeistert. „In einer anderen Schule lernt man Englisch Wort für Wort und hier reden wir einfach“, sagt Celina. „Jetzt platzt es aus mir raus.“ Tatsächlich beantwortet sie eine Frage mit tadelloser englischer Aussprache und Grammatik. Ihre Sprachfähigkeit hat aber noch einen weiteren Vorteil. „Wenn ich mich mit Paula treffe und wir nicht wollen, dass uns jemand versteht, sprechen wir einfach Englisch“, sagt Celina und grinst. Aber müssen Kinder unbedingt im Alter von drei Jahren schon eine neue Sprache lernen? Stefan Preisig sieht hier kein Problem: „Wenn man die Möglichkeit hat, warum nicht?“, fragt er und ergänzt: „Es ist doch toll, eine zweite Muttersprache zu erlernen, was ein großer Unterschied zum Erwerb einer Fremdsprache ist. Das Kind wird später davon profitieren.“

Die ISKK wurde 2004 aber nicht nur aus pädagogischen Überlegungen heraus gegründet. Vielmehr steckten Politik und Wirtschaft dahinter. Die Väter der beiden Städte Konstanz und Kreuzlingen, Horst Frank und Josef Bieri, hatten die Idee. Altana Pharma wurde schnell als Sponsor gewonnen. „Altana hat damals gesagt, wir wollen ein Forschungszentrum aufbauen und brauchen dafür eine International School, sonst kommen die Forscher nicht“, sagt Stefan Preisig. „Dann kam die Knochenarbeit, aus der Idee Realität werden zu lassen.“

Inzwischen ist die Idee greifbare Realität geworden. Selbst die Krise kann die ISKK nicht am Erfolg hindern. „Anstatt Business Class zu fliegen, fliegen die Eltern Economy und haben das Geld immer noch, um zu uns zu kommen“, sagt Stefan Preisig. In den vergangenen zwölf Wochen haben sich zwölf neue Kinder angemeldet. Abgänge gibt es natürlich auch, laut dem Schulleiter aber nur wenige. „Als Privatschule müssen wir einfach einen Deut besser sein“, sagt Stefan Preisig. „Und wenn das Kind zufrieden ist und Lernfortschritte macht, sind auch die Eltern zufrieden. So einfach ist das.“ (südkurier)