13. Juli 2007

Der Dorfbach kommt aus der Erde

Romanshorns Dorfbach wird für 6,7 Millionen Franken saniert und grösstenteils offengelegt. Überschwemmungsschäden sollen so nicht mehr vorkommen. Bauverwalter Reinhard Hofmann über das Grossprojekt.
«Die unterirdische, künstliche Röhre des Dorfbaches ist zu klein; grosse Gewitter kann sie nicht fassen. Wenn viel Wasser fliesst, übernimmt das Kanalsystem bisher einen Teil der Wassermengen des Dorfbaches», sagt Bauverwalter Reinhard Hofmann. Ist das Kanalsystem ebenfalls überlastet, fliesst das Schmutzwasser talwärts in den See und auch in Keller. «Im Extremfall können 5 bis 6 Kubikmeter Wasser pro Sekunde anfallen.»

Laut Reinhard Hofmann ist das Schadenspotenzial besonders im Zentrum von Romanshorn enorm. Im schlimmsten Fall könnten Schäden zwischen 5 und 8 Millionen Franken entstehen. «2005 kam es in Romanshorn zu einer Überschwemmung, die einen Sachschaden von 800 000 bis zu einer Million Franken verursachte. Mit dieser Sanierung kann das Schadenspotenzial praktisch eliminiert werden. Ausserdem wird der Dorfbach offen und somit auch attraktiver für Fussgänger und Velofahrer.»

Drei Rückhaltebecken
Es werden drei Rückhaltebecken ausgehoben. Diese sollen den Bachfluss bremsen oder ihn bei Bedarf ganz stoppen: Eines liegt beim Bachweg (1800 Kubikmeter), eines beim Radwäg (5200 Kubikmeter) und eines bei Aahegg (3900 Kubikmeter). Eine Röhre mit einem Durchmesser von 1 bis 1,2 Metern wird die heute bestehende 20-Zentimeter-Röhre ersetzen. Bislang verläuft der Dorfbach nur von der Romiszelgstrasse bis zur Kreuzlingerstrasse offen. Neu wird er auch ab der Kreuzlingerstrasse in einem Bachbett oberirdisch durch Romanshorn fliessen.

«6,7 Millionen Franken investieren Gemeinde, Kanton, Bund und Dritte in das Vorhaben. Der Gemeinde Romanshorn fällt ein Teil von 3,3 Millionen Franken zu, der allerdings über drei bis vier Jahre verteilt wird», so Bauverwalter Reinhard Hofmann. Die Installationen für die Arbeiten an der Kreuzlingerstrasse haben bereits begonnen. In der Mitte der Fahrbahn wird die Verkehrsinsel entfernt und eine Spundwand zur Befestigung der Erdmassen eingesetzt.

«Während der Installationen kommen wir nicht umhin, den Verkehr mit einem Lichtsignal zu regeln. Danach werden jeweils eine Strassenseite und das Trottoir zweispurig befahrbar sein», informiert Hofmann. «Fussgänger und Velofahrer werden ausserhalb der Fahrbahn auf einen provisorischen Bereich umgeleitet.» Nach den Unternehmerferien beginnen die Bauarbeiten. Im Winter soll die Unterquerung der Kreuzlingerstrasse fertig sein. Weiter sollen dieses Jahr noch die unterirdischen Röhren an der Ecke Bachstrasse und Hafenstrasse eingesetzt werden, die Bachöffnung von der Kreuzlingerstrasse entlang der Sportplätze entstehen und ein Rückhaltebecken gegraben werden. Die Unterquerung der Kreuzlingerstrasse und das Einsetzen der Röhren wird erschwert durch die vielen Werkleitungen im Boden. «Zum Teil sind Unterquerungen bis 4,5 Meter nötig.» Eine weitere Schwierigkeit, auf die sie erst kürzlich gestossen sind, ist der harte Fels.

Zu gross für Dorfbach?
2010 wird der Dorfbach in einem natürlichen Bachbett von 5 bis 10 Metern Breite durch das Dorf fliessen. «Es ist ein sehr grosses und einmaliges Projekt in Romanshorn», so Reinhard Hofmann. Wie entkräftet der Bauverwalter Kritiken, die behaupten, das Projekt sei gar zu gross für den kleinen Dorfbach? «Die Gemeinde hat die Pflicht, das Wasser so abzuleiten, dass die Leute und die Siedlung sicher sind. Solange nichts passiert, hält man die Sanierung für unnötig. Falls dann aber Sachschaden auftreten sollte, ist wieder die Gemeinde schuld.»
Quelle: Thurgauerzeitung