06.03.10 - Konstanz – Das Angebot ist verlockend: Einige Cent in den Spielautomaten, schnell die Summe verdoppeln. Oder viel verlieren, je nachdem, wie hold das Glück ist, wie heute im Südkurier Konstanz zu lesen ist.
Was des einen Leid ist, ist des anderen Freud. Die Spielhallenbetreiber haben Konstanz als lukrativen Wirtschaftstandort entdeckt und expandieren kräftig. In den vergangenen Jahren sind etliche neue Angebote entstanden. „Alle vier bis acht Wochen erhalten wir Anfragen von privaten Spielhallenbetreibern“, resümiert Bettina Parschat vom Bürgeramt. Sie und Klaus Holzer haben den Überblick über die Glücksspieleinrichtungen: Aus einst sieben Konzessionen sind heute 18 geworden – Tendenz steigend.
Szenenwechsel: Parschat und Holzer haben am Montag alle privaten Spielhallen in der Stadt besucht, um nach dem Rechten zu sehen. „Die Säle waren gut besucht“, erinnert sich Holzer, zuständig für öffentliche Sicherheit und Gewerbewesen. Das hatte einen einfachen Grund: Montag war der neue Lohn auf den Konten, wie Spielhallenmitarbeiter den zwei Bürgeramtsvertretern als Grund für den Besucherandrang nannten. Weitere gute Tage für die Einrichtungen seien der 15. und 24. eines Monats, wenn dann auch viele Schweizer ihr Gehalt ausbezahlt bekommen. Die Konstanzer Nachbarn sind für die Betreiber eine gute Klientel – vor allem auch ihretwegen haben die Glücksspielanbieter solch ein Interesse an einer Niederlassung in der Stadt. Zum Thema äußern wollen sie sich zwar nicht, diverse SÜDKURIER-Anfragen bei Löwenplay und Joker liefen ins Leere. Doch sind die gestiegene Zahl an Konzessionen und ein Blick auf die Kundenherkunft Indizien.
Im Jahr 2006 hat die neue Spielverordnung die Expansion der Spielhallen erleichtert: Pro Konzession können seither zwölf anstatt zehn Automaten aufgestellt werden, die Mindestfläche pro Gerät ist von 15 auf zwölf Quadratmeter geschrumpft. Zudem kann ein Betreiber zwei oder in mehrere Spielhallen in einem oder nebeneinander liegenden Gebäude betreiben. Es muss jedoch separate Eingänge und eigene Infrastrukturen geben. Aktuell liegt bei Bürgeramtsmitarbeiterin Bettina Parschat eine Bauanfrage für neue Spielmöglichkeiten vor, und Informationen unserer Zeitung zufolge, wollen die neuen Eigentümer von Klein Paris ebenfalls Automatenspiel in einen geplanten Neubau integrieren. Für das staatliche Casino mit Automatenspiel ist die Stadt nicht zuständig.
Reinhard Schwering, Leiter der Konstanzer Suchtberatung, beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Die Zahl der Spielsüchtigen, von Automaten- über Computer- bis zu Wettspiel, habe stark zugenommen. Die Schulden türmten sich in einem Fall bis zu 90 000 Euro auf. Der Weg zur Spielsucht werde durch private Spielhallen leicht gemacht, ist Otto Wulferding überzeugt. „Die Besucher privater Spielhallen werden weder registriert, noch müssen diese einen Ausweis vorlegen“, kritisiert der Geschäftsführer der Baden-Württembergischen Spielbanken GmbH. An seinen drei Häusern in Baden-Baden, Stuttgart und Konstanz wird die Identität der Gäste erhoben und diese bei Verdacht auf Spielsucht gesperrt. Sie erhalten bei Bedarf dann Unterstützung vom Casino beim Kampf gegen die Sucht.
6. März 2010
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