Das Schilf bei der Reichenau in Flammen; ein Fischer ruft einem Kormoran-Schützer zu: "Ihr gehört hier genauso wenig hin wie die Vögel"; ein Naturschützer, der ihm dafür die Nase blutig schlägt: Der Südwestrundfunk inszenierte am Samstag auf einer Gewerbebrachfläche auf dem Reichenauer Festland einen heißen "Kormorankrieg" für den Tatort.
Die beiden Autoren des Drehbuches, darunter der auf der Höri aufgewachsene Mathias Dinter, greifen für die neue Folge des Bodensee-Krimis ein auch in der Wirklichkeit brisantes Thema auf: Berufsfischer fürchten Kormorane als Konkurrenz, während Naturschützer Abschuss und Verscheuchen der Vögel ablehnen. Die Tatort-Dreharbeiten werden noch laufen, da wird das Regierungspräsidium Freiburg diesen Monat erneut über eine Abschusserlaubnis auch am Untersee entscheiden.
Berufsfischer Norbert Knöpfler aus Langenargen, Sprecher der württembergischen Kollegen am Bodensee, sagt: "Die fressen einen Haufen Fische weg." Zudem machten die Vögel die Netze kaputt, wenn sie Fische aus ihnen rissen. Die Zahl der Kormorane steige. "Das Thema ist nicht kleiner geworden", betont er. Anders sieht das der Landesreferent für Artenschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Martin Klatt. Nicht der Kormoran, sondern nährstoffarmes Wasser sei Schuld an weniger Fischen im See. Der Bestand der Kormorane werde sich natürlich regulieren. Besonders wehrt sich Klatt dagegen, Tiere in der Brutzeit zu jagen, um die Nester am Untersee von 100 auf 30 zu reduzieren.
Eben solch ein Szenario haben die Tatort-Macher für ihren Film gewählt: Fischer zünden Schilf an, um die Brut der Vögel zu vernichten. Nach dem Streit mit ihnen wird der Naturschützer ermordet aufgefunden. Tatort-Kommissarin Klara Blum (gespielt von Eva Mattes) ermittelt. Regisseur Jürgen Bretzinger setzt den Fall noch bis 25. Juli in Szene, gesendet wird er 2008. Bretzinger ist für die Grünen Stadtrat in Ravensburg, doch versichert: Die Fischer würden am Ende nicht als Verlierer dastehen. Er habe Verständnis für beide Seiten und esse gerne Fisch.
Autor Mathias Dinter verspricht ebenfalls überraschende Wendungen. Der Fall liege schließlich ganz anders. Der 38-Jährige lebt heute in Köln, besucht aber oft seine Eltern in der Region. Er habe bewusst ein Thema gewählt, das etwas über die Bodenseegegend erzähle, berichtet er. Für das Filmteam sind manche seiner Ideen harte Arbeit, etwa der Großbrand im Schilf. Vor Monaten nahm der SWR Kontakt zu Naturschützern auf, um einen verträglichen Platz zu finden. Die Entscheidung fiel auf die Brachfläche zwischen Bahnlinie und B33 auf dem Reichenauer Festland am Rande des Schilfgebietes. Das Brachland wurde Wochen nicht gemäht. Echtes Feuer gab es aber nicht. Die Feuerwehr rückte nur als Kulisse an. Die Flammen werden am Computer einkopiert.