10. Juli 2008

"Ich will keine Toten trinken"

10.07.08 - Die Kontroverse um die Urnenbestattung im Bodensee auf deutscher Seite geht weiter. Heute nimmt im Südkurie Kreis Konstanz der Überlinger FDP-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Wetzel Stellung (Bericht: jöb; Foto: Südkurier).

Wie schädlich sind menschliche Überreste, die in wasserlöslichen Urnen im Bodensee bestattet werden? Auf diese Frage gibt es unterschiedliche Antworten - und eine heftige Diskussion auf der SÜDKURIER-Plattform suedblog.de im Internet. Wir hatten berichtet, dass Bestatter auch aus dem Kreis Konstanz Urnen im See bestatten, entgegen geltenden Umweltgesetzen.

Nach Einschätzung der Wasserrechtsbehörde im Landratsamt Konstanz spielt menschliche Asche, die im See eingebracht wird, für die Qualität des Wassers keine Rolle, sofern es bei den bisherigen Einzelfällen bleibe. "Der Eintrag von Asche schädigt das Wasser in seiner Qualität nicht", erklärt Landrat Frank Hämmerle. Seine Wasserfachleute sind sich sicher, dass das ungeheure Volumen des Bodensees mit seinen 48 Kubik-Kilometern die Aschemengen problemlos aufnehmen könne. Allerdings, so betont Hämmerle deutlich, sei die Frage vielmehr ethisch zu betrachten und politisch zu lösen. Er persönlich lehne eine Urnenbestattung im See ab, wie sie auch vom Sozialministerium ausdrücklich verboten worden sei.

Für den Überlinger FDP-Landtagsabgeordneten Hans-Peter Wetzel ist "eine Möwe, die in den See macht, aus Umweltsicht problematischer als menschliche Asche, die auf bis zu 1200 Grad erhitzt wurde". Diese sei rein. Deutschland sei außerdem fast das einzige Land in Europa, das die Bestattungskultur so streng regle. Die meisten Länder seien viel liberaler.

"Urnen-Asche enthält nicht nur Asche, sondern auch größere Knochenstücke, Schrauben und andere Rückstände. Das ist alles andere als rein", erklärt hingegen der Konstanzer Bestatter Michael Richter. "Da hat es Stoffe drin, die überhaupt nichts im Bodensee verloren haben."

Im Internet tobt derweil eine leidenschaftliche Diskussion darüber, ob Menschenasche im Bodensee eklig ist oder nicht. "Mir geht es um die Vorstellung, dass ich tote Menschen trinke!", kritisiert eine Bloggerin. Andere verweisen auf die große Wassermenge, die im See ruht und durch die sich die Asche völlig problemlos verteile. "Asche löst sich nicht im Wasser auf. Asche sinkt auf den Boden. Also trinkt man das auch nicht. Asche ist verbranntes organisches Material. Egal ob man einen Haufen Grillasche vor sich hat oder seinen verbrannten Großvater", meint ein Schreiber.

Hier geht die Debatte weiter: hegau-see.suedblog.de/...