26.10.08 - sk / Zu wenig Zuschauer, zu wenig Einnahmen: Das Konstanzer Zeltfestival ist Geschichte. Der Veranstalter sagt, das Festival sei nicht mehr finanzierbar, berichtet gestern der Südkurier.
Wenn ein Festival immer mal wieder mit so prominenten Namen wie Bob Dylan, Patricia Kaas, Bob Geldof oder Adam Green aufwarten kann und es am Ende nach 14 Jahren immer noch nicht so erfolgreich ist, dass es sich zumindest finanziell trägt, dann muss irgendetwas irgendwann ganz furchtbar schiefgelaufen sein. So ist das auch beim Konstanzer Zeltfestival, das vor eben jenen 14 Jahren ambitioniert startete und nun sein definitives Ende erreicht hat: „Das Zeltfestival ist tot“, sagte der Geschäftsführer des Festival-Veranstalters Koko Entertainment Dieter Bös und damit ist eigentlich alles gesagt. Das kulturelle Oberzentrum Konstanz verliert eine weitere Attraktion, doch welchen Verletzungen das Zeltfestival letztlich erlag, ist Teil von Spekulationen.
Es liegt an den Finanzen, sagen die einen. Und haben oberflächlich betrachtet damit natürlich recht. Das Zeltfestival war für Koko immer ein Zuschussgeschäft. Sie wollten Konstanz als Konzertort etablieren und mussten am Ende erkennen, dass das Publikum oft nicht die Musiker sehen wollte, die die Veranstalter gebucht hatten. So wuchsen die Verluste über die Jahre – anders als die Zuschüsse der Stadt, von der sich Dieter Bös häufig stiefmütterlich behandelt fühlte. Das schmerzte ihn und deshalb gab es in den 14 Jahren Zeltfestival fast alle zwei Jahre Gerüchte um ein Ende des kulturell ambitionierten Programms direkt am Seeufer. Es hielt bis jetzt. Weil es auch ein lieb gewordenes Hobby der Geschäftsführer Bös und Nissel wurde. Nun wollen sie sich dieses Hobby nicht mehr leisten.
Es liegt an dem Programm, sagen die anderen. Und auch sie haben auf ihre Weise recht. So anspruchsvoll und prominent teilweise die Namen waren, so breit das Spektrum von Weltmusik über Rock und Kabarett bis zur Klassik war, so profillos blieb das Festival am Ende. Das Zeltfestival wollte alles sein und war am Ende doch nur eines: verwechselbar. Einen allmählichen Niedergang des Festivals mochte man zuletzt auch daran erkennen, dass der Promifaktor stetig abnahm. Es gab wenig Spektakuläres, einiges künstlerisch Wertvolles, aber kaum richtige Publikumsmagneten. Vielleicht lag der Grund für das Scheitern des Festivals am Ende darin, dass sich die Veranstalter nicht entscheiden konnten zwischen einem Nischen- und einem Mainstreamprogramm. Oliver Pocher und Goran Bregovic in einem Festival – das geht irgendwie nicht zusammen.
Es liegt an dem Ort, sagen Dritte. Konstanz sei einfach ein schwieriger Ort für solche Konzerte. Zu abgeschnitten tief im Süden der Republik, schlecht erreichbar und mit einem zu kleinen Einzugsgebiet. Mutmaßlich ist es eine Kombination aus Finanzen, Programm und dem Ort. So bleiben am Ende, nach diesem traurigen Tod eines Festivals, dennoch einige großartige Momente zurück. Zum Beispiel als Bob Dylan 1996 das Festival beehrte und das Publikum mit einem außergewöhnlichen Konzert beglückte - und das nicht nur, weil Dylan drei Zugaben am Ende seines Sets spielte. Oder auch zuletzt das intime Konzert von Hip-Hop-Songwriter Clueso. Konzerte, wie sie eben nur in der Atmosphäre eines Zeltes stattfinden können. Verspielt. Persönlich. Nicht ganz sauber und eben deshalb so authentisch. Eigentlich schade drum.