3. Juli 2007

Allensbach: Land unterstützt Schilfprojekt

Sie stehen - im wahrsten Sinne - auf Schilf (von links): Jochen Goedecke von Plenum, Minister Peter Hauk, Abgeordneter Andreas Hoffmann sowie die Elabo-Gesellschafter Helmut Müller, Gerhard Worm und Reinhard Kimmich. Bild: Zoch

Das Projekt Schilfheizkraftwerk in Kaltbrunn ist einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Landwirtschaftsminister Peter Hauk machte bei einem Vororttermin den privaten Initiatoren finanzielle Zusagen, durch die mindestens bis 2018 gesichert ist, dass das Brennmaterial kostenlos zur Verfügung steht. "Die Landesregierung ist sehr interessiert an diesem Projekt", sagte der Minister.

Bürgermeister Helmut Kennerknecht sprach den für das Projekt "absolut kritischen Punkt" beim Vororttermin auf dem Müller-Hof an. Das Brennmaterial müsse 20 bis 25 Jahre garantiert kostenlos sein, wenn das Schilfheizkraftwerk, für das rund 800000 Euro zu investieren sind, rentabel sein soll. Von dieser Voraussetzung geht die Fachhochschule Rottenburg in ihrer Machbarkeitsstudie aus, die noch einmal von einem Ingenieurbüro überarbeitet werden soll. In den vergangenen drei Jahrzehnten wäre dies der Fall gewesen, weil das Land und die EU je zur Hälfte eine Landschaftspflegeprämie fürs Schilfmähen zahlen. Die EU hat hierüber aber nur jeweils für fünf Jahre Verträge abgeschlossen. Gesichert ist damit die Förderung nur bis 2013. Hauk sagte nun zu, das Land werde bis 2018 den Anteil der EU übernehmen, falls diese aussteige. "Was ich nicht erwarte", so Hauk: "Die Politik in der EU sieht nicht so aus, als würde es hier einen grundlegenden Wandel." Zumal das Projekt alles das biete, "was die EU derzeit will". Das Land werde aber in den nächsten Wochen versuchen, die EU "zu einer rechtlichen Aussage zu bewegen", wie es mit der Förderung in Zukunft aussieht. Der Landtagsabgeordnete Andreas Hoffmann meinte ebenfalls, es sei "äußerst unwahrscheinlich", dass die EU aussteige. Die Schilfflächen müssten - wie bisher - sowieso weiterhin gepflegt werden.

Für den Fall der Fälle sagte Hauk aber bereits zu, das Land werde auch nach 2018 mindestens seine Hälfte der Prämie auf mehrere Jahre hinaus bezahlen. "Ich würde sagen, das ist das Modell wert", meinte Hauk. Damit könnten die privaten Initiatoren den interessierten Bürgern eine "Zehn-Jahre-Preisgarantie" geben und ihnen darüber hinaus versichern: "Auch danach zahlt ihr nicht mehr als für fossile Brennstoffe." Ferner sagte Hauk zu, er werde mit dem Wirtschaftministerium reden wegen einer Landesbürgschaft für den 200000-Euro-Kredit, der für die Investition einkalkuliert ist. Außerdem könnte man ein vereinfachtes Flurneuordnungsverfahren angehen, "wenn's der Sache dient". Denn nur etwa die Hälfte der benötigten rund 200 Hektar Schilfflächen sind im Landesbesitz, der Rest verteilt sich auf zirka 400 Eigentümer.

Bei dem von Helmut Müller, Reinhard Kimmich, Gerhard Worm und weiteren Kaltbrunnern vorangetriebenen Projekt "Energie und Landschaftspflege am Bodensee" (Elabo) ist geplant, eine Strohfeuerungsanlage mit Schilf zu betreiben. Über ein Nahwärmenetz sollen 50 bis 75 Prozent der 165 in Frage kommenden Gebäude im Ort mit Wärme versorgt werden; Hauk meinte, man sollte möglichst noch mehr Gebäude anschließen. Mit diesem modellhaften Heizkraftwerk könnten große Mengen an Öl, Gas und Kohlendioxid eingespart werden.
Quelle: Südkurier