18. Juli 2007

Friedrichshafen: Zeppelin fliegt mit "Hut"

Der Zeppelin NT trägt jetzt eine Wissenschaftsplattform des Forschungszentrums Jülich. Die Wissenschaftler wollen mit ihm Messungen der Luft in bis zu 1400 Metern Höhe vornehmen. Bild: Boller



Man trägt wieder Hut - zumindest der Zeppelin NT. Der hat in der Nacht zum Dienstag eine Forschungsplattform aufgesattelt bekommen, die sich auf der Hülle wie eine Art Hütchen macht. Das ist kein Modegag, sondern Wissenschaft. Denn der Zeppelin startet morgen zu einer zehntägigen Reise in Sachen Klimaforschung nach Nordbaden. In dem "Hut" und in der Kabine verbergen sich Messinstrumente, die das Luftschiff zu einem einmaligen Forschungsgerät machen.

Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich wollen mit ihm die Vorgänge in der unteren Atmosphäre, der planetaren Grenzschicht, in 1000 bis 1400 Metern über der Erdoberfläche erforschen.

"Kein anderes Fluggerät bietet uns die Möglichkeiten wie der Zeppelin", sagt Prof. Dr. Andreas Wahner vom Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre am Forschungszentrum Jülich. Denn die Hydroxil-Radikale, die in der unteren Atmosphäre unter anderem Schadstoffe zersetzen, sind so instabil, dass man sie gar nicht messen könnte, wenn man die Schnüffelnasen beispielsweise auf einen Hubschrauber montieren würde, der alles verwirbelt. Der Zeppelin geht behutsamer ran. "Wir erwarten deutlich weniger störende Einflüsse", so Wahner. Für die Mission wurden die Sitze in der Kabine ausgebaut, ein zusätzliches Stromaggregat produziert die Energie für die Computer und Instrumente.

Zehn Tage lang ist der Zeppelin auf dem Flughafen Karlsruhe/Baden stationiert. Er wird Messungen in der eher sauberen Luft über dem Schwarzwald vornehmen, ebenso aber auch über dem Gebiet Mannheim/Ludwigshafen, wo die Luftverschmutzung deutlich größer ist. Nach unbestätigten Angaben soll die Mission, die das Ministerium für Bildung und Forschung großteils finanziert, etwa eine Million Euro kosten.

Zeppelin-Luftschifftechnik-Geschäftsführer Thomas Brandt freut sich über das Vertrauen der Wissenschaftler für diese Mission, die ihm auch persönlich am Herzen liege. Bewährt sich der Zeppelin, könnte er auch für andere Projekte dieser Art eingesetzt werden. Prof. Wahner hat bereits europaweit Kontakte zu anderen interessierten Instituten geknüpft.

Voraussichtlich am Sonntag, 26. Juli, soll der Zeppelin NT wieder in Friedrichshafen eintreffen. Über Nacht werden die Messinstrumente ausgebaut, die Passagiersitze wieder eingebaut. Tags darauf soll er wieder Touristen fliegen - ohne Hut. Wolfgang Boller, Südkurier.