7. Juli 2007

Konstanz: Thurbo sieht Potenzial

Die Schweizer Regionalbahn Thurbo hat auch bei Nachtschwärmern, Festbesuchern und Ausflüglern ein Superimage - nur die Konstanzer merken davon nichts.


Das ist das Ergebnis einer Studie der Universitäten Konstanz und Basel. Thurbo-Chef Ernst Boos will nun einen besseren Abendverkehr von und nach Konstanz prüfen.

Für die Studie waren 5000 Menschen an Thurbo-Strecken in der Schweiz und in Konstanz befragt worden. Die Grenze spiegelt sich in den Ergebnissen wieder: So nutzen über die Hälfte der Schweizer Befragten den Zug, wenn sie abends ausgehen oder Feste besuchen. Mit einer Ausnahme: "Die Schweizer fahren nicht mit der Bahn nach Konstanz, da nutzen sie überwiegend den eigenen Wagen", sagte Professor Friedrich Rosenkranz. Grund sei wohl die schlechte Anbindung. Auch eine fehlende Abstimmung mit dem Bus sei genannt worden.

Thurbo-Geschäftsführer Boos räumte ein, im Vergleich zum dichten Fahrplan am Tag sei das Angebot in Konstanz am Abend schwach. "Es gibt erste Projekte, dies zu verbessern", sagte er. Es sei noch zu früh für Details. Aber das Potential sei erkannt. Die Befragten nannten in der Studie Konstanz als viertwichtigste Ausgehstadt nach St. Gallen, Zürich und Winterthur. Ein Drittel der Schweizer im Thurbo-Gebiet zieht es nach der Studie abends auch einmal über die Grenze nach Konstanz.

Trotz der Autofahrten nach Konstanz: Die Studie zeigt, dass Schweizer die Bahn grundsätzlich in der Freizeit als Verkehrsmittel akzeptieren. Der Thurbo-Nightliner für Nachtschwärmer wurde von 20 Prozent der Befragten in der Schweiz genutzt. In Konstanz gaben dies nur sieben Prozent an. Auch die Schweizer Thurbo-Fahrten zu Ausflugszielen oder Großereignissen sind jenseits der Grenze kaum bekannt. "Die Konstanzer Bevölkerung wird bisher sehr wenig beworben", heißt es in der Studie. Sie empfiehlt der Bahn, sich bekannter zu machen. Die Stadt Konstanz mache zehn Prozent des Kundenpotentials für Thurbo aus, der Kreis Konstanz 20 Prozent. Wichtig sei, Konstanzer für Veranstaltungen in der Schweiz zu gewinnen. Die besten Wege seien Zeitungsanzeigen, Internet und Tipps von Freunden.

Am 580 Kilometer langen Thurbo-Netz wohnen knapp 900'000 Menschen. Jedes Jahr befördert die Bahn 23 Millionen Fahrgäste. Die Studie sollte zeigen, ob und wie die Thurbo AG auch als Bahn für Freizeit- und Nachleben wahrgenommen wird. Top-Ereignisse am Netz von Thurbo sind laut Umfrage mit weitem Abstand das Seenachtfest in Konstanz und Kreuzlingen sowie die Verbrauchermesse Olma und das Openair in St. Gallen.

Die Studie entstand im Rahmen eines Seminars, an dem zwölf Studenten aus Basel und drei aus Konstanz teilnahmen. Rosenkranz hatte ähnliche Projekte für die Schweizer Bundesbahn und die Deutsche Bahn umgesetzt. "Die Befragten sehen die Thurbo sehr positiv", sagte der Professor. Die Werte seien besser als branchenüblich. Quelle: Südkurier