Wer im Thurgau an einem schönen und gut erreichbaren Plätzchen bauen will, der muss lange suchen oder das grosse Portemonnaie zücken. Bauland in Frauenfeld, Felben, Gachnang, Weinfelden und am See ist knapp, und die Preise sind hoch.
Die Suche nach Bauland kann im Thurgau schnell zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen werden. Wer Bahnanschluss voraussetzt und nicht 600 Franken pro Quadratmeter zahlen kann, der bekommt Probleme. Junge einheimische Familien benötigen für die Realisierung ihres Haustraumes entweder einen sehr langen Atem oder müssen gemäss Franziska Huber von der Immokanzlei AG, Abstriche bei der Lage in Kauf nehmen. Auf den Wartelisten der Grundeigentümer stauen sich die Namen. Nicht selten warten Interessenten zwei und mehr Jahre, um eine Chance auf Parzellen zu haben, die bis dato noch gar nicht auf dem Markt sind.
Selbst wer per Inserat Land in den Gemeinden an der Verkehrsachse Flughafen–Weinfelden sucht, erhält momentan kaum brauchbare Angebote. In Weinfelden beispielsweise waren die Parzellen im Muggenwinkel und zuletzt im Einfang in wenigen Monaten alle verkauft. Die grosse Nachfrage treibt naturgemäss den Preis hoch. In Kreuzlingen werden teilweise fast 1000 Franken pro Quadratmeter für Land in Zentrumsnähe verlangt (siehe unten).
Ihr Zürcherlein kommet
Seit den 90er-Jahren wirbt der Kanton für jährlich 400 000 Franken mit Aktionen im Grossraum Zürich für ein besseres Image und für Zuzüger. Das Konzept scheint zu wirken. Das «Paradies» im Osten ist längst kein Geheimtipp mehr. «Die Nachfrage ist in den letzten zwei bis drei Jahren klar gestiegen», sagt Werner Fleischmann, Inhaber der gleichnamigen Immobilienfirma. Im Raum Frauenfeld seien es die Zürcher, im Raum Kreuzlingen die Deutschen und im Raum Oberthurgau die St. Galler, die einerseits der Immobilienbranche zu Höhenflügen verhelfen und andererseits die Preise in die Höhe treiben würden. «Das ist für Thurgauer, die Bauland suchen, natürlich nicht so angenehm», sagt Gallus Müller, Präsident des Hauseigentümerverbandes Thurgau.
Immobilienfachmann Eugen Goldinger geht davon aus, dass die Quadratmeterpreise im Raum Frauenfeld in den letzten Jahren um 20 Prozent gestiegen sind, in der Gemeinde Gachnang gar bis zu 30 Prozent. «Wer weite Wege in Kauf nimmt, findet auf dem Land aber immer noch günstiges Land unter 200 Franken pro Quadratmeter», sagt Goldinger.
Vom Land in die Stadt
Die Schuld an der Baulandverknappung wollen die Kenner der Branche aber nicht nur den Zuzügern zuschieben. «Auch junge und alte Thurgauer ziehen derzeit lieber vom Land weg in grössere Gemeinden mit vollständiger Infrastruktur», sagt Fleischmann. Diesbezüglich habe eine Trendwende stattgefunden. Vor zehn Jahren sei es chic gewesen auf dem Land zu bauen. «Heute wollen Mütter nicht mehr hauptberuflich Taxichauffeusen für ihre Kinder sein», sagt er.
Gallus Müller vermutet den Grund für die hohen Preise auch im Raumplanungsgesetz. «Einzonungen und Zonenplanänderungen nehmen Zeit in Anspruch». Gemäss Müller sind einige Gemeinden von der starken Nachfrage überrascht worden. Zonenpläne wiederum werden in der Regel erst nach rund 15 Jahren angepasst. Das sich die Situation auf dem Thurgauer Baulandmarkt in den nächsten Jahren entspannt, ist darum kaum zu erwarten. Das Bundesamt für Statistik geht zudem davon aus, dass die Bevölkerung im Thurgau bis 2030 um rund 30 000 Personen ansteigt. Aus dem nahen Ausland und anderen Kantonen werden weiterhin viele Zuzüger erwartet.
Baulandpreise auf «Züri-Niveau»
Von wegen Mostindien, die Baulandpreise im Thurgau, vor allem im westlichen Teil, nähern sich immer mehr dem Niveau um Zürich. Dort beginnen die Preise für Einfamilienhaus-Parzellen ab 900 bis zuweilen ab 1300 Franken pro Quadratmeter. Für besonders gefragte Grundstücke am Zürichsee liegen auch 3000 Franken pro Quadratmeter drin. In Weinfelden, mit Fernsicht ins Thurtal, sind Parzellen für 800 Franken pro Quadratmeter erhältlich. Rekordverdächtig mutet der Preis für Land in Kreuzlingen an: 952 Franken pro Quadratmeter auf einer Parzelle im Zentrum. Bauland an erhöhter Lage mit Seesicht ist in Bottighofen für 857 Franken pro Quadratmeter zu haben. Quelle: Thurgauerzeitung