22.07.08 - Im Südkurier von heute ist wieder ein auch für uns wichtiger Artikel zu finden. Wiederum recherchierte Jörg Braun vom Südkurier in dieser heiklen Angelegenheit. Aber lesen Sie doch einfach weiter...
Von Jörg Braun
Der Zank um die Kormorane am Bodensee geht in die nächste Runde. In Stuttgart lehnte der Petitionsausschuss des Landtags das Gesuch des Naturschutzbunds Nabu ab, die fischfressenden Vögel im Naturschutzgebiet in Ruhe zu lassen. Wohl schon im August wird es die nächsten Abschüsse geben. Der grüne Landtagsabgeordnete Siegfried Lehmann fordert eine öffentliche Anhörung zu diesem Thema. Darf es Kormoranen am Bodensee auch in einem Naturschutzgebiet an den Kragen gehen, weil sie viele Fische fressen - und damit die Fischerei schädigen?
Die Antwort auf diese Frage ist aus Behördensicht klar: Das Regierungspräsidium Freiburg befürwortet die Begrenzung der Kormorane. Auch das Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum sieht das so. Und nun auch der Petitionsausschuss des Landtages. Dieser lehnte ein Gesuchen des Naturschutzbundes Nabu ab, die Kormorane im Radolfzeller Aachried doch bitte in Frieden zu lassen. Nein, erklärte der Petitionsausschuss nach der Beratung: Die großen, schwarzen Fischfresser dürfen behördlich dezimiert werden. Etwa durch Aktionen wie vom Frühjahr, als Kormorane in einer Nachtaktion von ihren Nestern vertrieben worden waren, damit die Eier ausfroren und der Nachwuchs umkommen sollte.
Video: Umfrage zum Kormoran-Management >
Diese Aktion hatte für bundesweites Medienecho gesorgt. Der Nabu hatte lautstark und werbewirksam gegen den "Vogelmord" protestiert und eben besagte Petition eingereicht, die nun erfolglos blieb. Den Kormoranen selbst schadete die Aktion viel weniger als gedacht. Es wurden kaum weniger junge Vögel gesichtet als in Vorjahren.
Während die Kormorane munter weiter Fisch jagen und ihre Jungen groß ziehen, geht der politische Zank um die Tiere weiter. Der grüne Landtagsabgeordnete Siegfried Lehmann aus Radolfzell fordert eine öffentliche Anhörung, "um einen nachhaltigen und für Naturschutzverbände ebenfalls tragbaren Kompromiss des Kormoranmanagements zu erreichen".
Mit dem Nein zur Petition ist er nicht zufrieden. Lehmann schimpft empört: "Die Petition wurde abgelehnt, ohne die natur- und tierschutzrechtlichen Argumente für den notwendigen Schutz des Kormorans angemessen zu berücksichtigen." Dies sei respektlos, weil die Stellungnahme des Max-Planck-Institutes für Ornithologie nicht berücksichtigt worden sei. Diese habe "auf die vergleichsweise geringen Schäden durch den Kormoran an den Fischereierträgen aufmerksam gemacht". Vielmehr sei der immer sauberer werdende See der Grund für die sinkenden Fangerträge der Fischer, zitiert Lehmann die Vogelkundler des Max-Planck-Institutes.
Bevor nun die nächste Tötungswelle der Kormorane mit dem Abschuss von Vögeln an Fischernetzen starte, solle das Ministerium eine öffentliche Anhörung abhalten, fordert Lehmann. Er erhoffe sich insbesondere von der Landesregierung und den Fischereiverbänden "mehr Offenheit gegenüber wissenschaftlichen Untersuchungen und Gutachten über tatsächliche Ursachen des Fischrückgangs."
Die Kormoran-Debatte im Internet: hegau-see.suedblog.de
Wir danken dem Südkurier für die Übernahme des Textes.