21. August 2007

Romanshorn: «Es war eine Bieridee»

20 Jahre Singing Sailors' Crew Romanshorn – ein Blick zurück mit Gründungsmitglied Markus Studerus

Um einem Abendprogramm eine spezielle Note zu verleihen, übten neun Segelsportler 1987 in einer Werfthalle Shanty-Lieder ein. Markus Studerus über den nachfolgenden Auftritt, die ersten 500 Franken in der Kasse und die Entwicklung des Vereins.

Daniel Walt, Thurgauer Tagblatt

«Es ist eine Mischung zwischen Nervosität und Vorfreude.» Mit diesen Worten beschreibt der 50-jährige Markus Studerus aus Uttwil seine Gefühle vor dem grossen Shanty-Festival vom kommenden Samstag in Romanshorn (siehe auch Kasten). Organisiert wird der Anlass von der Singing Sailors' Crew Romanshorn. Dies aus Anlass ihres 20-Jahr-Jubiläums.

Eine Werfthalle in Romanshorn im Jahr 1987: Neun Vorstandsmitglieder des örtlichen Segelsportclubs, darunter auch Markus Studerus, üben alte Arbeitslieder der Seemänner aus dem 19. Jahrhundert, Shanties genannt, ein. Ihr Ziel: Sie wollen den Besuchern des alljährlichen Seglerabends etwas Spezielles bieten. «Es war eine Bieridee», schmunzelt Markus Studerus rückblickend und fügt, fast schon entschuldigend, an, der Vorstand sei halt jung, unverbraucht und enthusiastisch gewesen. Am 12. Dezember 1987 war der grosse Moment dann da: Vor rund 100 Personen aus dem Segelsportclub präsentierten die neun Vorstandsmitglieder im «Thurgauerhof» in Weinfelden Titel wie «Hamburger Veermaster», «Rolling Home» oder «Shenandoh». Markus Studerus begleitete die Formation mit einem Tenorhorn. «Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass wir etwas Gutes machten. Aber das Tenorhorn passte sicher nicht, heute wäre das zu diesen Liedern wie eine Faust aufs Auge», blickt Studerus zurück.

Trotzdem: Der rund 20-minütige Auftritt der singenden Vorstandsmitglieder gefiel den Zuhörern allem Anschein nach. «Jemand steckte uns sogar 500 Franken zu, weil wir sein Lieblingslied gesungen hatten», erinnert sich Markus Studerus. Und auch die Sänger selbst hatten Blut geleckt: An der nächsten Vorstandssitzung wurde sodann beschlossen, dass es nicht bei diesem einen Auftritt bleiben solle. Die Mehrheit der Vorstandsmitglieder blieb dem Shanty-Singen in der Folge treu. Mehr noch: Innert zweier Jahre hatte der Chor bereits die stattliche Grösse von 25 Sängern erreicht. Sangen die Romanshorner zunächst noch als lose Vereinigung, folgte am 9. Dezember 1994 die Vereinsgründung. Zweck: Die Pflege des maritimen Liedgutes aus dem 19. Jahrhundert.

Aktuell zählt die Singing Sailors' Crew rund 30 Sänger. Dazu kommen einige Vereinsmitglieder, die nicht mehr aktiv singen. «Wir waren immer um die 30 Sänger», blickt Markus Studerus zurück. Der Unterschied von früher zu heute sei einfach, dass der Chor insgesamt jetzt um einiges älter sei – «ich bin mit 50 Jahren noch einer der Jüngeren», so Studerus. Deshalb unternehmen die Vereinsmitglieder auch Anstrengungen, jüngere Sänger zu finden.

Welche Voraussetzungen müssen Neumitglieder für eine Aufnahme bei den singenden Seebären erfüllen? «Freude am Singen müssen sie haben und in irgendeiner Art mit dem Wasser verbunden sein», antwortet Markus Studerus. Die neu Eintretenden erwartet ein Vereinsleben, das durch die alle zwei Wochen stattfindenden Proben in Altnau, den Chlausabend sowie eine einmal jährlich organisierte Ausfahrt mit Schiffen geprägt ist. Pro Jahr tritt die Singing Sailors' Crew im Übrigen rund sechs Mal auf, und zwar vorwiegend im Thurgau: an Geburtstagen, Firmenanlässen oder Festen. «Die Singing Sailors' Crew ist für mich wie eine Familie, ich habe dort gute und liebe Kollegen gefunden», hält Markus Studerus abschliessend fest. Zudem sei das Singen für ihn eine Therapie vom Alltagsstress.


Shanty-Festival am Samstag

Aus Anlass des 20. Geburtstags der Singing Sailors' Crew organisiert der Chor am kommenden Samstag, 25. August, ein Shanty-Festival auf der Romanshorner Seeparkwiese. Zu Gast sind 20 Shanty-Chöre, unter anderem aus Norwegen, Frankreich, Polen, England, Kanada oder Neuseeland. Das Programm beginnt um 12 Uhr.

Shanty-Interpretationen aus der ganzen Welt können Interessierte am Samstagmittag auch auf den Schiffen der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft erleben. Dies auf folgenden Kursen: Romanshorn–Rorschach (Abfahrt 11.40), Rorschach– Romanshorn (12.55), Kreuzlingen–Romanshorn (12.25), Fähre Friedrichshafen–Romanshorn (10.41 und 12.41) sowie Fähre Romanshorn–Friedrichshafen (11.36).