5. Juli 2007

Meersburg: "Besseres Image verdient"

Beim Müller-Thurgau Wettbewerb zeichnete der Verein Bodensee Wein die besten von 287 Weinen aus (v.l.): Vorsitzender Jürgen Dietrich (li.) stellte die Sieger vor: Christian und Simone Stahl aus Auernhofen/Franken, Franz Voll aus Escherndorf/Franken, Berthold Clauß aus Lottstetten-Nack/Baden-Bodensee sowie Erich Gysel aus Hallau/Schweiz-Schaffhausen. Bodensee-Weinprinzessin Stefanie Haltmaier aus Hagnau überreichte Urkunden. Bild: Floetemeyer

Der Internationale Müller-Thurgau-Preis soll das Renommee der Rebsorte heben, die lange als Massenwein verschrien war. Die Strategie wirkt: Alle der rund 130 Plätze bei der Preisverleihung im Neuen Schloss Meersburg waren ausverkauft. Ein interessiertes Fach- und Laienpublikum dürstete danach, die zwölf Siegerweine zu probieren, die 22 Juroren per Blindverkostung aus 287 eingesandten Weinen aus vier Ländern auserkoren hatten.

Zwei der Spitzenweine kommen aus dem Bereich Baden-Bodensee: der Sieger der Kategorie halbtrockene Weine, der "Belemnit" des Weinguts Clauß aus Lottstetten-Nack sowie der Meersburger Bengel des Staatsweinguts Meersburg, der in der Kategorie der lieblichen Weine Bronze errang.

Bei den trockenen Weinen lagen zwei Franken vorne: Der "Franke" des Weinguts Franz Voll aus Escherndorf gewann in der Kategorie mit weniger als zwölf Prozent Alkohol, der "Hasennest" des Winzerhofs Stahl aus Auernhofen bei den Müller-Thurgaus mit über zwölf Prozent Alkohol. Der Wettbewerb gewinne an Bedeutung, sagte Jürgen Dietrich, Vorsitzender des Vereins "BodenseeWein", der den Wettbewerb initiierte und jährlich durchführt. Besonders freue er sich, dass die Zahl der ausländischen Teilnehmer deutlich gestiegen sei. So waren dieses Jahr 50 Müller-Thurgaus aus der Schweiz im Rennen, "vor zwei Jahren noch kein einziger." Außer deutschen und Schweizer Weinen waren auch Kandidaten aus Österreich und Luxemburg dabei. Rund 70 Prozent der eingereichten Weine waren laut Dietrich trocken, 30 Prozent hatten Restsüße.

Als "einziges internationales Weingebiet der Welt" sei der Bodensee geradezu prädestiniert für die Austragung eines internationalen Müller-Thurgau-Wettbewerbs. Dieser Wein habe ein besseres Image verdient, da es außer billiger Massenware auch "wunderschöne, feinduftige, fruchtige, modern gemachte Müller-Thurgau-Weine gibt."

Alt-Winzer Wilhelm Röhrenbach erzählte in seiner geschliffenen und humorvollen Laudatio auf den Müller-Thurgau anhand seiner eigenen Familiensaga die wechselvolle Geschichte dieser Rebsorte. Bei ihrer ersten Präsentation auf der Schweizer Weinmesse 1914 fiel die Züchtung, die Hermann Müller aus dem Thurgau 1882 gelungen war, total durch. Dennoch machte sie ihren Weg. Röhrenbachs Großvater war in den 20er Jahren so von der Sorte überzeugt, dass er sie gegen den Willen seiner Dienstherren von den markgräflich-badischen Weingütern in Salem heimlich aus der Schweiz nach Schloss Kirchberg schmuggelte. Quelle: Südkurier