Aprilwetter im Juli: Dem Bodensee tut es gut, die Beeren und Kartoffeln leiden aber unter der Nässe und den tiefen Temperaturen.
Jetzt könnte der Sommer endlich kommen. Lange genug hat er uns auf die Folter gespannt, nach seinem vielversprechenden Debüt im April. Aber dann ging es auf und ab mit den Temperaturen wie auf einer Achterbahn und zwischendrin gab es immer mal wieder eine kräftige Regen-Dusche. Das war auch gut so, meint Romeo Favero vom kantonalen Amt für Wasserwirtschaft. Wäre es so trocken und heiss geblieben, wie der Frühling sich angekündigt hatte, hätte es kritisch werden können. Dem Bodensee wie auch dem Grundwasserpegel hat der Regen jedenfalls gut getan. Der Grundwasserstand habe sich erholt und allmählich sei der normale Pegelstand wieder erreicht, sagt Favero.
Es fehlt ein halber Meter
Der Bodensee hat zwar im Juni um die 30 Zentimeter aufgeholt, doch zum Mittelwert der letzten 125 Jahre fehlt noch immer ein halber Meter. Favero erklärt den niedrigen Wasserstand damit, dass dieses Jahr die Schneeschmelze ausgefallen ist.
Alles im grünen Bereich gilt auch für die Thur, trotz ergiebigen Niederschlägen führt sie 110 Kubikmeter pro Sekunde. Sie ist also meilenweit von der gefährlichen Grenze entfernt. «Ab 900 bis 1000 Kubikmeter pro Sekunde wird es langsam eng», sagt Favero.Hans Stettler, der Chef des Thurgauer Landwirtschaftsamtes, findet Regen grundsätzlich auch gut. Die Kombination von Hitze und Nässe, wie sie in den letzten Wochen immer wieder der Fall war, sei aber auch ein ideales Klima für allerlei Krankheiten. Die gefährlichste davon ist der Feuerbrand, der in den Obstgärten einfach nicht zum Stillstand kommt. Aber auch Mehltau und Krautfäule vermehren sich geradezu prächtig. Besonders Nachtschattengewächse wie Kartoffeln oder Tomaten würden unter dem launischen Wetter leiden.
Einbussen bei der Ernte
Eigentlich müssten sich die Landwirte dringend um ihre Pflanzen kümmern. Doch wegen der nassen Böden seien viele Arbeiten gar nicht möglich. «Es ist ein bisschen zum Verzweifeln», sagt Stettler. Er befürchtet für dieses Jahr deshalb schon jetzt «empfindliche Ernte-Einbussen».
Das kann Peter Konrad nur unterschreiben. «Der Vorsprung, den wir im Frühling hatten, ist dahin», sagt der Chef der Fachstelle Gemüse- und Beerenbau am landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg. Im Gegenteil: Die Beeren, die jetzt Hochsaison haben sollten, «dümpeln zögernd vor sich hin». Wenn es kalt ist, dann wachsen die Kulturen langsamer. Mit dem Ergebnis, dass für einen Juli ungewöhnlich viele Gesuche auf Gemüse-Importe gestellt worden sind. Quelle: Thurgauerzeitung